|
Die Orange-Katholische Bibel
Die Fundamentale Heilige Schrift des Imperiums
Der folgende Essay wird Paul Muad'dib zugeschrieben und ist einer der wenigen vollständigen Werke dieser historischen Figur, die im Schatz von Rakis gefunden wurden. Paul war wegen seines profunden Interesses an der Orange-Katholischen Bibel bekannt, ihre Inhalte spielten in seinem legendären Leben eine wichtige Rolle.
Der Schritt der Menschheit ins All drückte der Religion einen einzigartigen Stempel während der ein hundert-zehn Jahrhunderte auf, die Butlers Djihad vorausgingen. Die frühe Weltraumfahrt, so verbreitet sie auch war, ging weitestgehend ungeordnet, langsam und unsicher vonstatten. Vor der Schaffung des Gildenmonopols vollzog es sich mit Hilfe eines Mischmasch an Methoden in aufeinanderfolgenden Wellen der allgemeinen Ausbreitung und des Hin und Hers großer Teile der Bevölkerung. Die Raumfahrt war kein leichtes Unterfangen. Eine einzige Erfahrung dieser Art im Leben genügte den meisten Menschen, die in erster Linie nur durch die Not dazu gebracht wurden, sich dem dunklen Nichts auszusetzen, das der Raum war.
Von Anfang an bewirkten diese Reisen ein neuartiges Gefühl der Schöpfung. Die Genesis wurde ein dunkles Mysterium. Der Unterschied kann selbst in den höchsten religiösen Errungenschaften dieser Periode festgestellt werden. In der gesamten Religion wurde das Gefühl des Geheiligten von der Anarchie der äußeren Dunkelheit berührt. Wie einer unserer poetischeren Historiker, wenngleich anonym, es ausgedrückt: »Es schien, als habe Jupiter sich in allen seinen ursprünglichen Formen in die Dunkelheit zurückgezogen, um von einer weiblichen Immanenz verdrängt zu werden, die aus Zweideutigkeit bestand und das Gesicht vieler Schrecken aufwies.«
Die alten Phrasen verflochten sich und wurden verknotet, als sie sich den Notwendigkeiten neuer Errungenschaften und neuer heraldischer Symbole anpassten. Es war eine Zeit des Kampfes zwischen den Bestien und Dämonen auf der einen Seite und den alten Predigern und Anbetern auf der anderen - ohne eine klare Entscheidung. Es gab unzählige Adaptionen, eine grotesker als die andere. Die Evolutionsgeschichte der Religionen des Alls ist unendlich.
In der frühen Phase der Raumfahrt sagte man, Genesis I:28 müsse neu interpretiert werden, um Gott sagen zu lassen:
»Seid fruchtbar und vermehret euch, bevölkert das Universum, unterwerft es euch, und herrscht über alle Arten von fremdartigen Bestien und lebenden Geschöpfen in den unendlichen Lüften, auf den Erden und unter ihnen.«
So erweiterte sich die Vorstellung von Gott zusammen mit der der Geschichte. Eschatologische Fragen, gezwungen, sich in die weiter entfernte Zukunft einer »Realzeit« zu verschieben, wurden (wenngleich nie aus den Spekulationen von Angst und Hoffnung entlassen) so modifiziert, dass sie den eher gegenwärtigen und örtlichen Geschehnissen Rechnung trugen. So verlor die Vorstellung von Gott an Bedeutung und eröffnete Lehren den Weg, die Versprechungen machten (oder jene, die dies vorgaben) für die nähere Zukunft und auf der geheimen Entwicklung einer dunklen Macht basierten.
Es war eine Zeit der Hexen, deren Macht durchaus real war. Frauen mit der Kraft, Körper und Geist zu kontrollieren und sich den Rhythmen der Geschichte anzupassen, ergriffen die Gelegenheit, die Weltbevölkerung zu beherrschen. Es war eine Zeit der Göttinnen: Kubebe von Komos, Hawt von Humidis; Serite, die Allwissende der Wallach-Gruppe, deren Anbetung sich über viele Planeten ausbreitete; Venera von Gamont und vielen anderen. Es war die Zeit, als Kali viele ihrer schrecklichen Gesichter enthüllte, um über die Bestimmung der Menschen zu entscheiden. Die Hexen-Priesterinnen, die an den Altären dienten, müssen im Licht der Tatsache gesehen werden, dass sie sich niemals damit rühmten, wie sie das Feuer ihrer Lenden bewältigten. Unzufrieden mit der Herrschaft über einzelne Planeten, sahen sie Vorteile in einem Zusammenschluss (ihre eigene Art ökumenischer Bewegung), um so vielleicht das Universum zu verändern. So entstand die Macht der Bene Gesserit, und so etablierte sich ihr Zuchtprogramm.
Dann kam Butlers Djihad, der Generationen lang Chaos verbreitete. Der Gott der Maschinen-Logik wurde von seinem Sockel gestürzt, und man stellte ein neues Konzept auf:
»Der Mensch ist nicht zu ersetzen!«
Diese von den Bene Gesserit unterstützte Kampagne beseitigte die mit den Menschen rivalisierende Kraft futurologischer Kontrolle. Diese Generationen der Gewalt bedeuteten eine Denkpause für die ganze Menschheit. Menschen mit Einsicht überprüften ihre Götter und Rituale und stellten fest, dass beide aus der schrecklichsten aller Gleichungen bestanden: Angst wog mehr als Ehrgeiz.
Es war Zeit für den Beginn einer neuen und größeren ökumenischen Bewegung. Zögernd begannen sich die Führer der Religionen zu treffen, deren Anhänger bei planetaren Säuberungen und in interplanetarischen Kriegen das Blut von Milliarden vergossen hatten. Es war ein schritt, der von der Raumgilde, die gerade angefangen hatte, ihr interstellares Monopol mit überlegenen Navigatoren auszubauen, und den Bene Gesserit angeregt worden war. die verbesserte Möglichkeiten erkannten, ihre eigenen Pläne voranzutreiben, obwohl sich ihre Vorstellung zu Schluss nicht realisierte.
Bei diesem ersten ökumenischen Treffen einigte man sich auf zwei wichtige Erneuerungen:
- Die Feststellung, dass alle Religionen zumindest eine gemeinsame Ansicht teilten: »Du sollst die Seele nicht entstellen.«
- Die Gründung der Kommission Ökumenischer Interpretatoren (K.Ö.I.)
»Du sollst die Seele nicht entstellen!« Doch wo ist der, der entscheiden könnte, wo Modifikation endet und Entstellung beginnt? Die Fremen glauben, dass dein Geburtsland dich zu dem macht, was du bist. »Gibt es fremdartige Tiere auf deinem Planeten?« fragen sie. Die Fremen meinen von sich selbst, dass sie die Nicht-Entstellten sind, doch ihre völlig blauen Augen, das Zeichen der Gewürzabhängigkeit, ihre geheimen und grausamen Gebräuche, die Sietch-Orgien und ihre Anbetung des monströsen Shai-Hulud sind für die meisten ein hinlänglicher Beweis dafür, dass sie wohl eher (um die Worte ihres eigenen Textes zu benutzen) die »Besitzer kranker Herzen« sind. Trotzdem gibt es sehr viele bemerkenswerte Individuen unter den Fremen. »Abscheulichkeit« kommt aus dem Herzen oder aus der Seele, sie wird nicht von außen her aufgebürdet. Wir wollen so bescheiden sein, anzuerkennen, dass die Seelen-Entstellung, so blendend wir auch unsere physische Erscheinung beurteilen, schon in uns auf der Lauer liegen kann, ja sogar schon stattgefunden haben kann, ohne dass wir es erkannt oder dem zugestimmt haben.
Die verzeichnete Erfahrung Muad'dibs, Alias und bruchstückhaft, Letos II. hat dem psychosomatischen, theologischen Studium neuen Anstoß gegeben und gleichzeitig die Bedeutung einer eschatologischen Bestimmung (die weder in Begriffen wie Paradies, Himmel, Hölle oder Nirwana erfasst werden kann) hin zur Psychomachie (oder »Psycho-Machiavellismus«, wie mein humoriger Kollege Miiarz sie nennt) und ihrer Verwicklung in diese weltliche Machtpolitik verschoben. Antike Anbetung und Sühne werden gleichfalls wiederbelebt. Diese Probleme belasteten die Köpfe der K.Ö.I. nicht, für die Gott nach wie vor unversehrt transzendent war, und nicht eine tatsächlich existierende wurmartige Präsenz. Ich drücke mich so frei aus, weil ich weiß, dass diese Worte für viele Generationen begraben sein werden. Damals wie heute, waren alle Menschen tief und humanistisch an der Vorstellung interessiert, sie hätten eine großartige Bestimmung innerhalb des Universums; die Religionen suchten die göttliche Führung und fürchteten die Einmischung Shaitans.
Inhalte der Orange-Katholischen Bibel
Die O.-K. Bibel ist mehr als eine überarbeitete Mixtur der alten Heiligen Schriften. Sie erweiterte den traditionellen Kanon beträchtlich, obwohl sie ihn auf der anderen Seite auch kürzte und neu ordnete. Sie wurde zusammen mit dem Liturgischen Handbuch und den Kommentaren geliefert.
Die O.-K. Bibel zeigt eine Vermischung der schriftlichen Tradition, die schon aus Gründen planetarischer Bequemlichkeit unternommen worden war, und erweiterte sie radikal. Diese erneute, dramatische Verschmelzung verursachte bei viele Lesern eine völlige Verwirrung. Um diese auszugleichen, sorgte man für einen umfangreichen Index und marginale Textvergleiche. Ferner hatte man von Anfang an geplant, dass jeder Planet seinen eigenen Anhang haben sollte, obgleich es natürlich unmöglich war, alle erforderlichen Ausgaben gleichzeitig zu erstellen. Dies verursachte Missverständnisse. Der Umfang des neuen Kompendiums trug seine eigene Botschaft: »Dein Glaube war bisher zu klein.«
Die K.Ö.I. war besonders in die Vorstellung einer Harmonisierung vernarrt, die sie in besonderer Weise als ökumenische Handlung ansah. Auch war man sehr geschickt im Verbergen der Spuren, die zu den Originaltexten führten, weil sie nicht andeuten wollte, dass frühere Texte und Arrangements eine besondere Bedeutung hätten. Als Folge dessen, hatte jene ganze Generation von Forschern genug zu tun, jenes bibliographische Wunder zu vollenden, das man Das Azhar-Buch nennt, welches die größten Geheimnisse der ältesten Glaubensrichtungen behütet und die aufgenommenen Texte zu ihren Ursprüngen hin verfolgt.
Mit Hilfe des Azhar-Buches können wir einen Teil des Harmonisierungsprozesses erkennen, der die steifen alten Texte der Bibel, des Koran etc., elastisch genug machte, um sie zu vermischen und zu verflechten. Einige der Texte (interessanter weise gerade die, die am populärsten waren) erwiesen sich einer Veränderung gegenüber als äußerst widerstandsfähig. Das Buch Hiob passierte den Schmelzofen beinahe unversehrt, genau wie aus einem anderen Grund das Buch der Prediger. Die Offenbarung (Nicht zu verwechseln mit den Offenbarungen) war ganz unverändert. Entweder weil die K.Ö.I. zu erschöpft war, als sie das letzte Buch der alten Bibel erreicht hatte, oder wegen der grässlichen Drohung im letzten Kapitel, das bleibt ungewiss.
Im frühen Alten und Neuen Testament gab es allgemein eine große Vereinfachung. Beweis hierfür ist die augenscheinliche Verminderung ihrer Bücher, sowie auch eine Komprimierung ihrer Inhalte, wie aus den verschmolzenen Texten ersehen werden kann. Die Bücher die übrig blieben sind:
- Genesis,
- Exodus,
- Numeri,
- Könige,
|
- Makkabäer,
- Hiob,
- Psalmen
- Sprichwörter,
|
- Prediger,
- Propheten,
- Evangelium,
- Apostel,
|
|
Die Kürzung, die die meisten Kontroversen auslöste, besteht im Lied des Salomon (oder dem Lied der Lieder), das trotzdem erhalten geblieben ist und dessen Spuren in verschiedenen anderen Texten der O.-K. Bibel verfolgt werden können, einschließlich der Blake-Skul-Visionen und der Saari. In den Bertoli-Memoiren haben wir einen Hinweis auf diese Kürzung: »Bomoko hasste diesen Text, in dem Sheba sagt: "Ich bin schwarz, aber anmutig" - seine eigene Frau war braun, aber bemerkenswert hässlich, und stand obendrein im Verdacht (mehr oder weniger spaßhaft) heimlich dem Obeah-Kult anzuhängen, nachdem sie einmal beim Jagen eines Huhns im Dschungel gesehen worden war.« Es ist wahrscheinlicher, dass viele Repräsentanten von ihren Gemeinden instruiert wurden, einen Text verschwinden zu lassen, der der Kirche nicht in den Kram passte, und dass trotz ihrer Ankündigung (die natürlich oft missverstanden wurde), »ein Instrument der Liebe zu schaffen, das auf viele Arten zu spielen sein«, die Delegierten zu vorsichtig waren, ein Buch zu produzieren, welches in irgendeiner Form die Idee der Liebe ausdrückte, wie sie weltlich gesehen wurde. In diesem Zusammenhang mag es notwendig sein, diejenigen, die Religionen wie die Kathloah-Kirche von Erzulie oder die Vatsyayana-Evangelisten nur dem Namen nach kennen, daran zu erinnern, dass es einen großen Unterschied in religiösen Belangen zwischen den Bekenntnissen und Praktiken gibt.
Das schwierigste Projekt einer Harmonisierung kann in der Produktion des Evangeliums gesehen werden, dem ersten Diatessaron, das sich selbst nicht mehr mit den vier Evangelisten vergleicht, die nun auf bloße Namen und Symbole reduziert waren. Die historische Theologengruppe hinter diesem Versuch, Jesus auf einen festen, unangreifbaren Sockel zu stellen, war riesig groß, doch hatte sie in diesem Zusammenhang keine Auswirkung, die nicht von der K.Ö.I. berechnet worden wäre. Sie reduzierte das Leben von Jesus auf eines unter den Leben verschiedener Heiliger, Propheten und Diener Gottes. Selbstverständlich hatte die maomethische Fraktion in der K.Ö.I. viel mit dieser Sache zu tun, was sicher mit dem K.Ö.I.-Ausspruch Hand in Hand hing, alle gegnerischen Religionen der Illusion zu berauben, sie seien einmalige Offenbarungen. Als sie schließlich die Wirkung ihrer Handlungsweise schwarz auf weiß vor sich sahen - was sehr bemerkenswert ist -, waren die sunnislamischen Glaubensrichtungen hinsichtlich dessen, was ihre Repräsentanten in ihrem Namen verbrochen hatten, genauso schockiert wie alle anderen.
Sämtliche historischen Werke der Judaeo-Christlichen Schrift wurden so weit wie möglich mit dem Koran harmonisiert. Die restlichen Bücher wurden durch Tawrah, Koran und die konfuzianischen Traditionen erweitert, während die Weisheit-Literatur der Sprichwörter an taoistische und sokratische Worte angepasst wurde.
Der eigentliche Koran wurde in der O.-K. Bibel durch die Bücher Saari und Kalima repräsentiert. Doch der wichtige Sirat-Text sollte an dieser Stelle auch erwähnt werden, wenngleich angenommen wird, dass dieser teilweise von der K.Ö.I. erweitert wurde, die einige herausragende Dichter in ihren Reihen hatte. Die Masnavi und Traditionen sind die anderen Bücher, die im Wesentlichen islamisch wirkten.
Folgende Bücher kann man in die Hindu- und buddhistischen Traditionen einordnen: Upanishadan, Vedas, Puranas, Gita, Sutra, Bodhisatvara, Avatara; während die Bücher der Koan-Antworten Ohashi, Hui-Neng und Tao eher den Zensunni-Traditionen zugeschrieben werden können. Aus noch anderen antiken Quellen kommen die Bücher der Analekten und Pahlavis; während die Bücher Arran, Blake-Skul-Visionen und Offenbarungen eher neueren Ursprungs sein dürften, und das Buch der Hymnen sowohl antik wie auch modern ist.
Ein kontroversen-reiches, aber auch sehr hilfreiches Merkmal der O.-K.-Bibel beruht in der Ergänzung der Bücher vom Leben und Zeugnis der Heiligen, ohne die wir sehr wahrscheinlich nicht die Gedichte vieler Heiliger, Märtyrer, Sektenbegründer und Missionare besäßen, sowie auch nicht die Berichte über Wunder, die so bemerkenswert sind wie jene, die in den alten Schriften verzeichnet sind. Die Gottesurteile, die die Gläubigen ertragen mussten, wie auch ihre Erfahrungen in punkto Sühne und Erlösung sind eine bedeutende Quelle des Trostes und der Inspiration in unseren mühevollen Tagen.
Eine der schwersten Entscheidungen der K.Ö.I. bestand nicht nur darin, den Inhalt der Bibel zu bestimmen, sondern sich auf einen Titel zu einigen, der kurz und umfassend war, einen, der den ökumenischen Geist wiedergab, ohne als zu beschränkt zu erscheinen.
In frühen Fragmenten seiner Memoiren erwähnt Bertoli sie als die Koranjiyana-Zenchristlichen Schriften, oder auch als den Zenchristlichen Nava-Koran, doch nach dem vierten Jahr scheint es sich in seinem Kopf festgesetzt zu haben, der Name müsse Orange-Katholische Bibel lauten. Wir müssen annehmen, dass ein Tag oder eine Woche vorgegeben wurde, um über das zu bestimmen, was eine Angelegenheit ärgerlicher Diskussionen geworden war. Schließlich haben sich die Begriffe »Orange« und »Katholisch« durchgesetzt, weil sie sowohl die eher innovativen und rationalen Schulen widerspiegelten, als auch gegen die konservativeren und traditionellen Schulen gerichtet war. Wenn wir nach seltsamen Bemerkungen Bertolis gehen dürfen, wurden sie gelegentlich etwas leichtfertig benutzt: »Welch hochtrabend katholische Behauptung«; »katholisch bis zum Geht-nicht-mehr«; »äußerst orange ist das einzige Wort, um diesen Nonsens zu beschreiben«; »für eine Orange ist der kleine Akoluth von Bruin ein Pfirsich«; »alle diese Orangen sind Bananen« - Bemerkungen, die uns heute nicht mehr ganz klar sind, doch einige von ihnen waren mit Sicherheit als Witzeleien gemeint. Der Terminus »Orange«, den man auf einen religiösen Sektierer anwandte, ist heutzutage obskur, doch seine religiöse Bedeutung hat ein solches Gewicht, dass sich nur noch wenige an ihn als den alten Namen einer Frucht erinnern, die heute Portygul heißt.
Das liturgische Manual der O.-K.-Bibel war ein Produkt der Praxis, die von der K.Ö.I. genauestens betrachtet worden war, morgens und abends den Gottesdiensten beizuwohnen, die den Traditionen unterschiedlichen Glaubens entsprachen. Am Mittwoch, der für die Dauer der der Feierlichkeiten als Ehren-Sabbat definiert worden war, war es den Delegierten erlaubt, morgens dem Gottesdienst beizuwohnen, den sie sich ausgewählt haben, während am Abend alle an einem ökumenischen Gottesdienst teilnehmen mussten, für den eine ständig wechselnde Kommission verantwortlich war. Die Erfahrung, einigen der eher komplizierten und ermüdenden Liturgien und Ritualen ausgesetzt zu sein (»Sie taten alles außer Jungfrauen zu opfern« war Bertolis angewiderter Kommentar über ein Ritual, das glücklicherweise namenlos ist), verbunden mit der Schwierigkeit, einige der selben zu handhaben, brachte vielen Delegierten die Vorteile einer "Harmonisierung" der besten Praktiken nahe.
Das liturgische Handbuch gibt während es exakt die verschiedenen Arten der Anbetung verzeichnet, die die K.Ö.I. repräsentierte, gleichzeitig verschiedene ökumenische Liturgien und Gottesdienste wieder, die, entweder fremdartig oder ökumenisch, geeignet erschienen, das komplette Programm des Gottesdienstes für ein ganzes Jahr aufzusetzen.
Die Kommentare zur O.-K.-Bibel stellen in mancher Hinsicht ein noch bemerkenswerteres Werk als die Bibel selbst dar - und das nicht nur wegen ihrer Kürze (sie sind nicht halb so dick wie die Bibel), sondern auch wegen ihrer Aufrichtigkeit und ihrer Mischung aus Selbstmitleid und Selbstgerechtigkeit. Geplant als ein Werk der Erklärung, sind die Kommentare weniger als zufriedenstellend. Sie sind eher ein Produkt einer philosophischen Meditation über die grundlegende Bedeutung der Bemühungen der K.Ö.I. im Kontext einer Universal-Religion und des Galaktischen Imperiums.
Der Anfang ist ein offensichtlicher Appel an Agnostische Herrscher:
»Die Menschen, die in der Sunnah (den zehntausend religiösen Fragen der Shariah) keine Antwort fanden, glauben nun, dem eigenen Urteilsvermögen mehr abzugewinnen. Doch suchen auch sie nach der Erleuchtung. Die Religion ist nichts anderes als die älteste und ehrenhafteste Form jener menschlichen Bestrebung, die nach dem Sinn des göttlichen Universums fragt. Wissenschaftler forschen nach den Gesetzmäßigkeiten von Ereignissen. Es ist die Aufgabe der Religion, den Menschen in diese Gestzmäßigkeiten mit einzubeziehen.«
Auch was ihre Schlüsse anbetraf, schlug die Kommision einen Ton an, der ihr späteres Schicksal vorausahnen ließ:
Vieles von dem, was sich bisher Religion nannte, trasportiert eine unbewusst feindselige Haltung gegenüber dem Leben. Wirkliche Religion, muss die Lehre verbreiten, dass das Leben ein Born der Freude ist, der Gottes Auge erfreut; dass Wissen ohne Aktion Leere bedeutet. Alle Menschen müssen erkennen, dass eine Religion, die nach festen Regeln und starren Ritualen verfährt, hauptsächlich Verblendung hervorruft. Die eigentliche Religion erkennt man gerade an ihrer Zwanglosigkeit, und man kann sie betreiben, ohne sich minderwertig zu fühlen, weil sie in einem Gefühle erweckt, die einem sagen, dass dies etwas ist, was man immer schon gewusst hat.
Rezeption der Orange-Katholischen Bibel
Es war seltsam ruhig, als die Pressen und Shigadrahtprinter anliegen, und sich die O.-K. Bibel über die Welten verbreitete. Manche interpretierten dies als ein Zeichen Gottes, als ein Omen der Einigkeit.
Aber das Schicksal der K.Ö.I. Delegierten selbst, die zu ihren jeweiligen Gemeinden zurückkehrten, strafte den heuchlerischen Frieden Lügen. Achtzehn Kommisionsmitglieder wurden innerhalb von zwei Monaten gelyncht. Dreiundfünfzig widerriefen ihre Anschauungen innerhalb eines Jahres.
Die kritische Rezeption der O.-K. Bibel war im ganzen eher günstig. Die K.Ö.I.-Repräsentanten wurden von den Weltraum-Nachrichten mit Ideen-Archäologen verglichen, durch Gott inspiriert in der Erhabenheit ihrer Entdeckungen. Der Redakteur der Ökumenischen Kolumne des Kirchenbanners sagte in seinem letzten Beitrag, dass die K.Ö.I. die »die Lebendigkeit großer Ideale, die vom Müll vieler Jahrhunderte überlagert wurden«, ans Licht gebracht habe; dass sie »jene moralischen Imperative, die aus religiöser Bewusstheit resultierten« geschärft habe. So schrieb der unschuldige Monsignore D. Macsutoc, während seine Vorgesetzten ihre Äxte schärften. Eher im Gleichklang mit der reaktionären Stimmung der Gemeinden war ein Autor der Sonne, der die O.K. Bibel als ein Werk anprangerte, dass von einer »Hochmütigen Clique« geschaffen worden sei. »Ihre Seiten«, so schrieb er, seinen »angefüllt mit einem verführerischen Interesse an Logik«. (Diese Besprechung war ein herausgestellter Artikel auf der zweiten Seite, genau gegenüber der verführerischen Holographie der letzten Miss Universum)
|
|